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Kofel-Deal verschlingt 41 Mio. €, TT

Das Paket für die Beschlussfassung des Patscherkofelbahn-Neubaus ist geschnürt. Für die Finanzierung will Innsbruck auch Land und TVB gewinnen. Pikant: Der Erhalt der alten Pendelbahn soll ebenso parallel ausgeschrieben werden.

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Foto Thomas Böhm / TT

on Manfred Mitterwachauer

Innsbruck, Igls — Am kommenden Mittwoch werden die Köpfe im Innsbrucker Stadtsenat, am Freitag dann in einer Sondersitzung jene des Gemeinderates rauchen. Geht es doch um nichts Geringeres als die Zukunft des Innsbrucker Haus- und Olympiabergs, des Patscherkofels. Eifrig wurde in den vergangenen Tagen — auf Basis der Beschlusslage im Kofel-Beirat I und der Verhandlungen mit der Agrar Igls — am politischen Beschlusstext gefeilt. Nun ist er fertig. Und er birgt so einige Überraschungen:

Neubau Bahnen/Lifte: Geplant ist, eine neue Einseilumlaufbahn (EUB) mit 10er-Kabinen von der Römerstraße aus über eine Zwischen- und Umlenkstation auf Höhe der Patscher Alm zur neuen Bergstation (südöstlich des Schutzhauses) zu führen. Die Kapazität soll 2500 Personen pro Stunde betragen. Umfangreiche Rodungen für die neue Trasse sind notwendig. Teile der alten Olex-Trasse werden aufgeforstet. Der Schlepplift auf der Heiligwasserwiese würde im Bereich der Talstation um 80 Meter nach Osten versetzt. Zukunft der Pendelbahn und übriger Liftanlagen: Entgegen den bisherigen Polit-Aussagen soll die Stadt die Sanierung und den Betrieb der alten — und von den Iglern so geliebten — Pendelbahn mit Talstation im Dorf nun doch öffentlich ausschreiben. Nicht als Ersatz, sondern quasi als historische Bahn, parallel zur neuen EUB! Jedoch nur, sollte sich ein privater Investor und Betreiber finden, der Selbiges — unter Auflagen (Preisgestaltung Tickets, Betriebszeiten, Bankgarantie) — auf Basis eines zivilrechtlichen Vertrages übernehmen will. Der Olympiaexpress soll abgetragen werden, ein Verkauf scheiterte bislang. Weichen soll auch der Ochsenalm-Schlepper. Die Panoramabahn (4er-Sessellift) könnte hingegen verkauft werden — ein Interessent aus dem Stubaital soll sich bereits gemeldet haben. Neubau EUB-Stationen: Hierfür wird ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben (19 Teilnehmer), der im November starten und im März 2016 enden soll. Das Restaurant der Talstation soll erweitert, an die Bergstation ein neues angebaut werden.Rodelbahn, Speicherteich und Parkplätze: Eine beleuchtete Rodelbahn soll in zwei Sektionen inklusive eines Tunnels von der Bergstation ins Tal geführt werden. Der Speicherteich soll erstens von der Skiweltcup-Patscherkofel GmbH angekauft und zur (kostenlosen) Schwimmteich-Nutzung ausgebaut werden. Die Parkplatzkapazität umfasst derzeit 469 beim Olympiaexpress und 320 bei der Pendelbahn. Künftig soll der Parkplatz bei der Talstation Römerstraße auf in Summe zehn Bus- und 827 Pkw-Parkplätze ausgebaut werden. Dafür werden zusätzlich rund 12.000 Quadratmeter Fremdgrund benötigt. Anbindung Igls an die Talstation Römerstraße: Obwohl es im eigens hierfür eingerichteten Beirat II noch keine Beschlussfassung über eine Anbindung via Bus oder Bahn gibt, sollen Senat und Gemeinderat eine künftige Bus-Anbindung beschließen. Dies soll künftig die Linie J der Verkehrsbetriebe (IVB) erledigen. Und zwar in einem verdichteten Zehn-Minuten-Takt (auch über die Gemeinde Lans). Hierzu muss ein zusätzlicher Bus mit jährlichen Zusatzkosten von 260.000 Euro eingesetzt werden. „Zukunftspaket“ Igls: Für die Zustimmung der Grundüberlassung hatte die Agrar Igls ein Investitionspaket für den Stadtteil Igls gefordert. Auch dieses hat die Stadtführung geschnürt. Es umfasst die vertragliche Verpflichtung, rund um die Pendelbahn-Talstation keinen sozialen Wohnbau zu verwirklichen. Ausgenommen ist die Errichtung von Sozialwohnbau in Igls im Ausmaß von 25 Wohneinheiten alle zehn Jahre. Des Weiteren soll die „Zimmerwiese“ bis 2020 mit einem Sportangebot versehen werden. Darüber hinaus sollen Igler Vereine den Congress Igls fünf Tage pro Jahr gratis benützen dürfen.Kostenaufstellung: Laut aktuellen Berechnungen soll der „Kofel-Deal“ die Stadt 41 Millionen Euro kosten. Und zwar: Bahnbau (14 Mio. €); Energieversorgung (1,2 Mio.); Stationen (12,8 Mio.); Abbrucharbeiten (0,4 Mio.); Beschneiung, Pistenbau, Beleuchtung (1,7 Mio.); Parkplätze und Landschaftsgestaltung (3,1 Mio.); Rodelbahn (0,8 Mio.); Speicherteich (0,3 Mio.); „Zukunftspaket“ Igls (3 Mio.); Finanzierungsreserve (3,7 Mio.). Interessant ist, dass Senat und Gemeinderat BM Christine Oppitz-Plörer auch das Mandat geben sollen, mit Land und TVB über eine Co-Finanzierung zu verhandeln. Zeitplan: Bis zum Winter 2016/17 sollen alle Anlagen noch in Betrieb sein. Ab Frühjahr sollen — abhängig vom Behördenverfahren — der Abbau der Lifte und der Neubau der EUB beginnen. Die Pendelbahn soll noch bis Sommer 2017 fahren.

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