Abschaffen? Na, und was tut der Unterausschuss eigentlich? Man hört und sieht nichts von ihm.
Mit Aussagen wie diesen sind in den letzten Tagen zahlreiche Diskussionen über Sinn und Unsinn der Stadtteilausschüsse Igls und Vill geführt worden. Viel wurde bereits von Gegnern wie Befürwortern geschrieben. Und dennoch kommt in der Debatte offensichtlich ein Thema zu kurz – was machen diese 10 Personen eigentlich, die für 6 Jahre die Interessen der jeweiligen Stadtteile vertreten sollen? Sich auf den Lorbeeren ausruhen sagen die Einen. Sich Inszenieren die Anderen. Viele im Igler und Viller Leben engagierte BewohnerInnen wissen aber, das dem nicht so ist.
Beispiel gefällig?
Da wäre das Thema Radanbindung Mittelgebirge hinunter ins Inntal (Innsbruck). Ein wirklich fast schon abgestandenes Gericht, vor Wahlen wie Gulasch aufgekocht, dann wie heiße Erdäpfel von der Stadt- und Landespolitik wieder fallen gelassen. Egal ob Schwarz, Gelb oder zuletzt Grün an den Hebeln der Macht sitzt, der immer wieder genannte Grund des Stillstandes bleibt unverändert: es sei alles sehr, sehr kompliziert. Mal fehlt das Geld, dann sind’s die sturen Grundeigentümer. Mal rutscht der Hang, dann steht die Topografie einem Radweg entgegen. Mal sei das Land zuständig, dann der städtische Tiefbau. Oder war’s doch das Forstamt? Egal, es startet auch 2019 die Radlsaison ohne der Verwirklichung dieser Verbindung auch nur einen Pedaltritt näher gekommen zu sein. Was vor mehr als hundert Jahren noch durch eine Straßenbahn überwunden werden konnte, scheint für zuständige Verkehrsplaner und Entscheidungsträger in Stadt und Land auch im Jahr 2019 schier unlösbar.
Dabei handelt sich nicht nur um eine zentrale Radverbindung für die lokal und regional ansässige Bevölkerung – egal ob oben oder unten wohnend. Während einige hundert Meter darunter mit Milliarden Euros der längste Bahntunnel der Welt noch mehr vermeintlich lebensnotwendige Güter quer durch Europa transportieren soll, fehlt an der Oberfläche der politische Wille und wohl auch ein Bruchteil der Summe um Menschen ohne fossilen Energieaufwand ein komfortables und vor allem gefahrloses Überwinden der 300 bis 400 Höhenmeter zu ermöglichen.
Es war Anfang 2018, als die damalige Bürgermeisterin in Innsbruck anlässlich der Igler Stadtteilausschusssitzung verkünden ließ, dass noch vor Beginn der Rad-WM eine einreichfähige Planung auf dem Tisch liegen werde. Nun, die Bürgermeisterin ist nicht mehr im Amt. Die Rad-WM bekanntlich mehr als ein halbes Jahr vorbei. Während im Innsbrucker Stadtgebiet keine Woche vergeht, in der nicht neue „Repair-Cafés“, Lastenräder oder weitere Metalbügel als Radabstellanlage fotogen in Szene gesetzt werden, ist außer den seit Jahren bekannten dicken Strichen („Wunschlinien“) von der Radweganbindung weiterhin kein Meter zu sehen. Im Mittelgebirge wohnhafte Pedalritter, die ihren Drahtesel durchaus auch für Alltagsfahrten in die Landeshauptstadt nutzen würden stellen sich daher die Frage: was nutzt die hundertste Radabstellanlage, wenn man nicht ohne Schweiß und ständiger Gefahr auf engen, steilen Straßen dorthin gelangt? Oder: wer von den Verantwortlichen ist schon einmal mit dem Lastenrad auf der Igler Straße gefahren?
Und so versuchen die Unterausschüsse Igls und Vill nunmehr gemeinsam in einem weiteren Anlauf, endlich einen konkreten Zeitplan für eine Planung als ersten Schritt zur Umsetzung einzufordern. Eine erste Abstimmung dazu Mitte März im Büro der zuständigen Stadträtin verlief zwar in angenehmer, aber in der Sache vollkommen offener Atmosphäre. Ohne Planung keine Finanzierung. Ohne Finanzierung keine Genehmigung. Ohne Genehmigung keine Umsetzung.
Um die Kette endlich in Gang zu setzen, braucht es einen Willen auf allen Seiten. Wir – die Unterausschüsse Igls und Vill – wären bereit tatkräftig mitzuwirken und in die Pedale zu treten. Und wie ist das bei dir, liebe Stadt- und Landesregierung?