Die Wortmeldung eines bei der SMA-Präsentation im Kongresshaus anwesenden Stadtpolitikers, wonach das vielzitierte Igler Dorfleben doch nur als Reminiszenz an längst vergangene Zeiten zu sehen sei, hat mich nachdenklich gemacht. Hat er recht oder fehlt ihm einfach der Bezug zum Stadtteil Igls?
Das Igler Dorfleben im Sinne von Kommunikation und Begegnung zwischen den hier ansässigen Einwohnern spielt sich auf vielen Ebenen ab. So fallen mir spontan 15 teils untereinander gut vernetzte lokale Vereine als Teil eines regen Dorflebens ein. Bergweihnacht, Krampus- und Faschingsumzug, Maifest, Erntedank, Kindersommer, Tag der offenen Türe der FF Igls, Chor-, Kirchen-, Neujahrs- und Frühjahrskonzerte, Prozessionen samt geselligen Ausklängen, Bauernmärkte, Familienfest, Seniorenstube, Tonlesen, Igler Art, und Jazz im Garten sind von der Bevölkerung geschätzte Gelegenheiten um Kommunikation zu pflegen.
Kindergarten, Schule und Pfarre bieten Kindern, Jugendlichen, Eltern und Senioren Gelegenheit der Begegnung. Es ist typisch für Igls, dass in Vereinen und bei Veranstaltungen alle Einkommensschichten aufeinander treffen, keine Berührungsängste bestehen und sich keine exklusiven Zirkel bilden.
Es ist niemand gezwungen aktiv am Dorfleben teilzunehmen, aber die Türen stehen jedem offen. Integration ins Dorfleben ist ein oft jahrelanger Prozess. Wer aber danach sucht, dem bieten sich jährlich viele Gelegenheiten. So lange wir Igler uns untereinander noch kennen und bei zufälligen Begegnungen am Straßenrand, beim Nahversorger, im Gasthaus oder Cafe noch Zeit für einen kurzen Tratsch bleibt, ist das Ausfluss eines funktionierenden Igler Dorflebens. Um dieses beneiden uns viele Nachbargemeinden. Bedenken wir aber, dass Dorfleben kein vom Himmel fallendes Geschenk sondern Ergebnis vieler einzelner Initiativen und ehrenamtlichen Engagements ist. In diesem Sinne sind Neuzugezogene eingeladen sich aktiv am Dorfleben zu beteiligen. Dann können sich auch kommende Generationen daran erfreuen.
Rolf Kapferer