Tram nach Igls befördert im Schnitt nur 17 Personen pro Tag. Daher wird der Fahrplan ab Herbst reduziert, Bevölkerung fürchtet schleichende Einstellung
Innsbruck – Ab Herbst 2017 wird die Straßenbahnlinie 6, die zwischen Innsbruck und Igls verkehrt, auf einen reduzierten Fahrplan umgestellt. Sie fährt dann unter der Woche nur noch einmal täglich. „Und zwar morgens für die Schüler“, wie der Geschäftsführer der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB), Martin Baltes, erklärt. An Wochenenden und Feiertagen wird die Bahn zwischen 10.00 und 18.30 Uhr fahren, in erster Linie für Touristen.
Im Stadtteil Igls befürchtet man damit das schleichende Ende der Linie 6 gekommen und fordert von Politik und IVB ein Bekenntnis zum Erhalt der Tram. Baltes begründet die Reduktion des Fahrplans mit schlechten Auslastungszahlen: „Derzeit befördert die Linie 6 im Jahresschnitt 17 Passagiere täglich.“
Igler wollen ihre 6er behalten
Marc Crepaz, Mitglied des Stadtteilausschusses Igls, fordert, dass die Linie 6 wieder attraktiver gemacht wird: „Die Buslinie J fährt im Zehn-Minuten-Takt und macht der Tram damit Konkurrenz.“ Eine Verlängerung der Linie ins Stadtzentrum von Innsbruck – derzeit endet sie in Wilten – würde mehr Fahrgäste bringen. Zudem wachse die Bevölkerung auf dem Plateau über Innsbruck stetig: „Mit einer attraktiven Tram könnte man den Verkehr, der über eine einzige Straße läuft, entflechten.“ Auch die Parteien im Innsbrucker Gemeinderat haben zahlreiche Ideen, die Linie 6 zu attraktiveren.
Die SPÖ denkt an eine Verlängerung bis nach Rinn und Tulfes. Die ÖVP setzt auf eine vorwiegend touristische Nutzung als Erlebnisbahn. Die FPÖ unterstellt der Stadtführung, die Linie 6 für ein Wohnbauprojekt auf dem Areal der jetzigen Endstation in Igls opfern zu wollen – was Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer jedoch entschieden zurückweist. Die grüne Vizebürgermeisterin und Verkehrssprecherin Sonja Pitscheider will die Ergebnisse der Arbeitsgruppe abwarten, die nach den Ferien eingesetzt wird.
IVB-Chef Baltes würde es begrüßen, wenn Konzepte gefunden werden, die Linie weiterzuführen. Alltagstauglich sei sie aber kaum, da sie durch den Wald führt und nicht entlang der Siedlungsgebiete. Baltes zeigt sich verwundert, wie die Bahn von der Politik verteidigt wird. Denn derzeit bauen die IVB auf der Innsbrucker West-Ost-Achse, wo man täglich 36.000 Fahrgäste verzeichnet, die Regionalbahn und ernten dafür immer wieder Kritik: „Aber hier soll um jeden Preis erhalten werden, da reibt man sich die Augen.“
(Steffen Arora, 11.8.2017) – derstandard.at/2000062528007/Innsbrucker-Strassenbahnlinie-6-droht-mangels-Auslastung-eingestellt-zu-werden
Foto IVB