Einstimmig gab der Innsbrucker Senat gestern dem Neubau der Patscherkofelbahn grünes Licht. Überraschungen blieben nicht aus: Das Pendelbahn-Revival kommt nicht, der umstrittene Sozialwohnbau-Passus wurde ausgeklammert.
Von Manfred Mitterwachauer, TT
Innsbruck – Die Idee klang aberwitzig: Ein Privatier hätte die marode Pendelbahn auf den Patscherkofel sanieren und betreiben können. Parallel zu jener modernen Einseilumlaufbahn (EUB), welche die Stadt Innsbruck nunmehr gestern zu bauen beschlossen hat. Ein Ansinnen, das im Vorfeld der Stadtsenatssitzung für Kopfschütteln sorgte, die TT berichtete. Doch es kam anders: Der Senat strich den Punkt aus der Beschlussfassung. Nicht, dass man Angst gehabt hätte, es könnte tatsächlich jemand an der Bahn, die einst ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel wegen Unrentabilität an die Stadt abgestoßen hatte, Interesse zeigen. Nein, vielmehr sollen die Juristen dem Stadtsenat klargemacht haben, dass diese Konstellation unter Umständen das Genehmigungsverfahren für die EUB verzögern könnte. Und dieses Risiko will man nicht eingehen.
Während alle wesentlichen Punkte des 41 Millionen Euro schweren Gesamtpakets (EUB, drei Stationen, Busanbindung Igls, Rodelbahnbau, Speicherteich-Erweiterung, Flutlicht etc.) großteils einstimmig durchgingen, wurde der zentrale Knackpunkt für viele der Gemeinderatsfraktionen nicht abgestimmt. Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FI): „Weil es im Senat zu einer klaren Ablehnung gekommen wäre.“ Gemeint ist damit der Sozialwohnbau-Passus in der Vereinbarung mit der Agrargemeinschaft Igls. Jener Agrar, von der die Stadt für den Bahnneubau Grundstücke benötigt. Laut Beschlussvorlage sollte die Stadt der Agrar zusichern, rund um die Talstation keinen Sozialwohnbau zu errichten. Mehr noch: Maximal zulässig seien lediglich 25 Wohneinheiten alle zehn Jahre. Eine Beschränkung, die zudem „nur für städtische Grundstücke in Igls“ gegolten hätte, wie Oppitz-Plörer bestätigt. Ein Passus, dem nicht nur die SPÖ nicht zugestimmt, sondern bei dem auch die ÖVP „massives Bauchweh“ gehabt hätte, wie StR Franz Gruber sagt: „Diese Forderung ist schon sehr bedenklich.“ Vorerst kann sich die ÖVP nicht vorstellen, dem in dieser Form zuzustimmen. Hier müsse sich die Agrar noch bewegen, so Gruber, der ungeachtet dessen in der gestrigen Beschlussfassung eine „große Chance für Igls und den Kofel“ sieht. Ob es die Sozialwohnbau-Klausel überhaupt in den Sondergemeinderat morgen Freitag schafft, lässt Oppitz-Plörer offen: „Viele Dinge in Igls sind derzeit noch in der Luft.“
Denn am Mittwochabend war es auf Einladung der Bürgermeisterin zu einem Treffen zwischen Vertretern des – demokratisch gewählten – Igler Unterausschusses (UA) mit den Spitzen der Gemeinderatsfraktionen von FI, Grünen, SPÖ und ÖVP gekommen. Dabei sollen dem UA auch die Forderungen der Agrar klargemacht worden sein, heißt es.
„Wir sind stinksauer“, sagte gestern der stv. UA-Vorsitzende Johannes Wiesflecker. Sauer auf die Agrar, weil „die abgestimmte Position einer durchgehenden Bahn von der Agrar nicht vertreten worden ist“. Als „nicht haltbar“ bezeichnet Wiesflecker aber auch die Sozialwohnbau-Forderung der Agrar: „Eine solche müsste alle Grundeigentümer betreffen, die Agrargemeinschaft nimmt sich hier wohl großzügig aus.“ Der Ausschuss befürworte ein „moderates, sozial verträgliches Wachstum“. Das geeignete Mittel, selbiges zu garantieren, sei aber vielmehr das örtliche Raumordnungskonzept.
Agrar-Obmann Karl Zimmermann sieht die Lage naturgemäß anders: „Was der Unterausschuss tut, muss er selbst wissen.“ Die Agrar sei nicht die Interessenvertretung der Igler, bemühe sich aber dennoch, in den noch nicht abgeschlossenen Verhandlungen mit der Stadt auch die Anliegen der Igler zu wahren. Die zivilrechtliche Vereinbarung, dass rund um die Talstation keine soziale „Wohnsiedlung“ mit kolportiert Hunderten von Wohnungen kommen werde, sei ein „Eckpfeiler“ des Verhandlungspaketes. Gegen einzelne Sozialwohnanlagen in einem verträglichen Ausmaß habe man aber nichts einzuwenden. Neben der Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen und der bereits auf Schiene befindlichen Verbauung des Igler Dorfparkplatzes will man auch Investitionen in den Igler Tourismus erreichen. „Wir haben nie die Forderung gestellt, wie die neue Bahn ausschauen muss.“ Hier orientiere man sich vielmehr an dem, was die gewählten Gremien beschlossen hätten.