Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck – Das Verhältnis zwischen Patscherkofel-Hausherr Peter Schröcksnadel und Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer war im vergangenen Jahr nicht immer das einfachste. Doch das scheint Schnee von gestern zu sein. Und so waren es einige Rosen, die das Stadtoberhaupt der Betreiberfamilie gestern streute, als sie im selben Atemzug die prinzipielle Einigung über den Transfer der Patscherkofelbahnen von den Schröcksnadels hin zur Stadt verkündete: „Die Familie Schröcksnadel hat bewiesen, dass der Patscherkofel gut als Skiberg betrieben werden kann.“
Doch speziell die altehrwürdige Pendelbahn bedarf mehr finanzieller Zuwendung, als Peter Schröcksnadel lieb ist. Wie exklusiv berichtet, dachte Schröcksnadel bereits im Juni 2012 erstmals laut über einen Verkauf der Patscherkofelbahnen nach. Im Herbst 2013 gingen diesbezügliche Verhandlungen mit der Stadt, den Innsbrucker Verkehrsbetrieben und Sohn Markus Schröcksnadel in die heiße Phase. Verhandlungen, die „sehr zufriedenstellend“ verlaufen seien, wie Oppitz-Plörer ausdrücklich das Klima der Gespräche lobte.
Das Ergebnis – es trägt bereits die Unterschrift von IVB und Markus Schröcksnadel – bekommt morgen der Innsbrucker Stadtsenat serviert. Es sei „fair“, bringt es Oppitz-Plörer aus ihrer Sicht kurz auf den Punkt. Von Seiten der Schröcksnadels war gestern, trotz mehrfacher Versuche, keine Stellungnahme zu bekommen.
Entgegen ursprünglicher Annahmen, die Stadt könnte nur die Aufstiegshilfen in ihren Besitz überführen, wurde eine Gesamtübernahme (Anlagen und Gesellschaft) ausverhandelt. Damit sollen auch vertraglich vereinbarte Rechte und Pflichten der Gesellschaft gegenüber Dritten (Beispiel: Agrargemeinschaften) an die Stadt weitergehen. Diese seien für die Aufrechterhaltung des Skibetriebs (Beispiel: Beschneiung) unerlässlich, heißt es.
Über den Kaufpreis des Gesamtpakets schweigt sich Oppitz-Plörer vorerst aus: „Wir haben einen gewissen Spielraum vereinbart.“ Dieser sei „ein Mix aus der technischen und betriebswirtschaftlichen Beurteilung“. Selbiger soll erst am Mittwoch im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz genannt werden. Dass aber der Buchwert des Anlagevermögens aus der Bilanz 2012 hierfür den Grundstock bildet, ist ein offenes Geheimnis. Dieser beträgt 6,4 Millionen Euro. Darin nicht eingerechnet sollen aber sämtliche gastronomischen Einrichtungen (Panoramarestaurant, Olex-Gastro), ein Intersportshop beim Olympiaexpress sowie die Batterie an Schneekanonen sein. Es ist davon auszugehen, dass auch dieser Wert mit mehreren Millionen Euro in das Kaufangebot eingepreist wird. Allfällige Haftungen und Verpflichtungen der Gesellschaft sollen aber, so wird kolportiert, vor Übernahme auf null gestellt werden.
Sollte der Senat (heute erfolgt eine koalitionäre Vorbesprechung) und in der Folge auch der Gemeinderat (in seiner Sitzung im Februar oder März) dem Deal grünes Licht geben, will man aber mit der Übernahme offenbar nicht bis 2016, dem Ende der Betriebspflicht der Pendelbahn, warten. Offenbar ist vereinbart, dass mit Stichtag 30. Oktober 2014 die Pendelbahn von der Stadt, respektive den Verkehrsbetrieben, übernommen werden soll. Zeitnah soll dann auch der geplante Neubau der Pendelbahn angegangen werden. Zuletzt wurde dieses Projekt in der Bergbahnenstudie der Schweizer Firma „grischconsulta“ mit 22,5 Millionen Euro beziffert. Die Wiederinbetriebnahme wird für Sommer 2016 anvisiert. Damit würde der Pendelbahnbetrieb für gut eineinhalb Jahre ausfallen. Ob der Gemeinderat diesem Vorschlag folgen wird oder sich doch lieber für eine kostengünstigere Modernisierung der bestehenden Pendelbahn (rd. 3,5 Mio. €) entscheidet, bleibt abzuwarten.
„Wir kaufen, um die Bahnen weiterzubetreiben“, räumt Oppitz-Plörer aus ihrer Sicht mit allen Schließungsspekulationen auf. Es läge zwar in der Hand von Senat und Gemeinderat, ob man nun die Patscherkofelbahnen „filetieren oder als Gesamtes übernehmen will“, sie selbst spricht sich aber klar für eine Gesamtübernahme aus. Die Pendelbahn werde weiter bestehen bleiben – das sei „eindeutiger Wunsch des Gemeinderates“.
Für die Zukunft hält Oppitz-Plörer eine Holding für die Liftanlagen am Patscherkofel, in der Axamer Lizum und Muttereralm (Mehrheitseigentümer TVB Innsbruck) für den einzig gangbaren Weg: „Alleine ist keine gewinnbringend zu führen.“ Dies habe grischconsulta unmissverständlich aufgezeigt. Nur so könnten Optimierungen in wirtschaftlicher Hinsicht erzielt werden: „Es darf keinen Preis-, es soll einen Qualitätswettkampf geben.“
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