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Verkauft und Verraten – Leitartikel TT

In Igls droht ein Kräftemessen um den Verbleib der Patscherkofelbahnen-Talstation. Zwischen gebrochenen Polit-Versprechen und betriebswirtschaftlichen Überlegungen wird eines oflenkundig: Primär fehlt es an einer touristischen Strategie.

von Manfred Mitterwachauer, TT
 
MAMI

Manfred Mitterwachauer, Foto TT

Die Tage der Pendelbahn auf den Patscherkofel sind gezählt. Der Haus- und Olympiaberg der Inns­brucker soll ein neues Gesicht bekornmen. Jetzt, da Peter Schröcksnadel das Kofel­ Zepter für ein fürstliches Salär (10,7 Mio.€) an die Stadt abgegeben hat, soll kein Stein auf dem anderen bleiben. Vorbei sind plötzlich die Zeiten, als der Erhalt der maroden Pendelbahn – sei es in sanierter oder neugebauter Form – samt deren Talstation im Igler Zentrum von der Bür­germeisterliste Für lnnsbruck (FI) abwärts gralsartig als argumentative Stütze für den Millionen-Deal die Runde machte. Nun soll eine Kombi-Bahn den Koffer nicht nur in eine bessere Zukunft, sondern auch weg vom Igler Dorfzentrum führen.

Die Igler fühlen sich ob des für viele überraschenden Schwenks insbesondere von FI und ÖVP regelrecht verraten und verkauft – zu Recht. Wenngleich in die­ sem Fall in umgedrehter Reihenfolge. Sie wollen aber um ihren direkten Bahnen­ Anschluss kämpfen. Zumal sie daran das Wohl eines ganzen Stadtteils knüpfen. Doch lohnt sich dieser Kampf?

Ungeachtet der gebrochenen Polit­ Versprechen verdeckt der Streit um den künftigen Standort der Talstation ein tieferliegendes Problem. Igls musssich die Frage stellen, ob der Erhalt der Talstation im Ort mehr als nur das Festhalten an einem Stück Nostalgie ist. Touristisch gesehen hat lgls den Status einer tragenden Säule im inzwischen weit über die Stadt­ grenzen hinaus gewachsenen Tourismus­ verband längst verloren. Igls ist im Wandel – hin zu einem Schlafdorf für jene, die es sich leisten können. Diese Entwicklung mag zu kritisieren sein – ein Lift allein wird sie aber nicht stoppen können.Von einer strategischen Neuausrichtung des darbenden Tourismus in Igls fehlt jede Spur. Bereits vor Jahren ging Alt-TVB-Obmann Hubert Klingan mit dem Versuch baden, die Igler Region als Luftkurort zu etablieren. Und die Stadt Innsbruck hat derzeit bestenfalls eine vage Ahnung, welchen Weg der Patscherkofel künftig im Sommer und / oder Winter einschlagen soll. Lediglich über das Mittel wird gestritten – die bekannte Kombi-Bahn.

Das Bild im Bergbahnen-Großraum ist ähnlich – auch hier ist vieles in Schwebe. So suchen manche in einer Schweizer Studie und deren lifttechnischen Conclusio, näm­ lich dem Zusammenschluss von Schlick und Axamer Lizum über die Kalkkögel, ihr letztes und deshalb so umstrittenes Heil. Es wäre im Kleinen wie im Großen besser, zuerst das Ziel der Reise und nicht das Transportmittel hier­ für zu fixieren.

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