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Foto Klaus Defner

TT: Patscherkofel-Kauf – Die Ski-Zukunft bleibt offen

Mit nur einer Gegenstimme genehmigte der Innsbrucker Gemeinderat gestern den Kauf der Patscherkofelbahnen. Mit der Pendelbahn steht die nächste Millionen-Frage bevor.

Von Manfred Mitterwachauer

Innsbruck – Vor Polit-Gratulationen konnte sich Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) gestern im Gemeinderat kaum retten. Das Gesamt-Paket zum Rückkauf der Patscherkofelbahnen (siehe Infobox) schien den Geschmack der Mandatare getroffen zu haben. Und so verwunderte es auch kaum, dass der Deal mit 38:1 Stimmen angenommen wurde. Lediglich Pirat Alexander Ofer stimmte dagegen, ÖVP-Gemeinderätin Daria Sprenger erklärte sich für befangen und enthielt sich ihrer Stimme.

Dass der Kauf nur der erste Schritt in eine neue Zukunft für den Patscherkofel sein kann, war gestern allen Innsbrucker Gemeinderäten klar. Weniger klar ist offenkundig, wie diese Zukunft ausschauen soll.

Die überwiegende Mehrheit des Innsbrucker Gemeinderates stimmte für den Rückkauf. Thomas Böhm / TT

 

Zentral ist hierbei die Frage, wie es mit dem Skibetrieb weitergehen soll. Empfiehlt doch die kürzlich präsentierte Bergbahnenstudie mittelfristig einen Abbau der oberen Liftsektionen und die Spezialisierung als Freeride- und Skitourenberg ohne Pistenpräparierung.

Die ÖVP will den Skibetrieb nicht nur erhalten, sondern ausbauen. In einem Zusatzantrag wollte man parallel zum Kaufbeschluss auch eine Bindung des Gemeinderates zur Aufrechterhaltung aller Lifte (inklusive deren künftiger Finanzierung) für den Winterbetrieb erwirken. Der Antrag fiel durch. FI, SPÖ, Grüne, FPÖ und Liste Federspiel konnten sich für diesen Antrag nicht erwärmen.

Dass man mit dem nunmehrigen Kauf der Anlagen den Betrieb auch der Skilifte weiterführen werde – daran ließ Oppitz-Plörer gestern keinen Zweifel. Davon, dass die FI-Liste aber voll hinter dem Skibetrieb am Patscherkofel stehe, wie Oppitz-Plörer durch ihre Aussagen im Vorfeld Glauben schenkte, war zumindest im Plenarsaal keine Rede mehr. Vielmehr warnte Oppitz-Plörer davor, dass erneute Millioneninvestitionen anstünden, sollte „der Olympiaexpress in sieben Jahren zu erneuern sein“. Und auch die SPÖ wollte gestern ihr Ja zum Kauf nicht mit einem Ja zum Skibetrieb verwechselt wissen.

Die Grünen indes blieben – ebenso wie die ÖVP – bei ihrer Linie, nur halt in entgegengesetzter Richtung. Sie wollen langfristig lediglich die Pendelbahn erhalten und den Skibetrieb einstellen.

Und das ist auch schon die nächste Millionen-Entscheidung, die der Innsbrucker Gemeinderat zu fällen hat. Soll die Pendelbahn nur saniert, oder neu gebaut werden? Wie am Rande der Sitzung zu erfahren war, soll Oppitz-Plörer den Neubau favorisieren, die Grünen indes die Sanierung (Gondelaustausch). Die Spannweite reicht von 2,5 bis 15 Mio. €. Viel hängt hier von der Frage ab, ob die Pendelbahn künftig weiter über eine Mittelstation verfügen soll. Das ist derzeit in Prüfung und soll in Bälde entschieden werden, wie Oppitz-Plörer ankündigte.

Umso spannender ist die Replik der Bürgermeisterin auf die Federspielsche Feststellung, dass mit dem Bahnenkauf „das Problem Patscherkofel endlich abgehakt“ werden könne. Meinte Oppitz-Plörer doch launig: „Das Problem fängt damit erst an.“

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Der Kofel-Deal

FAKTEN

Umfang: Die Stadt, respektive eine noch zu gründende Infrastrukturgesellschaft, übernimmt alle Anlagen der Patscherkofelbahnen. Darunter fallen u. a. die Pendelbahn, alle restlichen Liftanlagen, sämtliche Gastronomieeinrichtungen sowie Beschneiungsanlagen. Nicht übernommen werden die Flutlichtanlage und der Speicherteich.

Kosten: Die Stadt muss der Betreiberfamilie Schröcksnadel in einer Tranche 10,7 Millionen Euro überweisen.

Zeitraum: Noch werden alle bestehenden Verträge geprüft, danach die neuen Kaufverträge ausformuliert. Mit 1. Oktober 2014 soll der Wechsel vollzogen werden.

STIMMEN

Christine Oppitz-Plörer (BM, Für Innsbruck): „Der Patscherkofel hat und wird auch keine Auswirkungen auf die Tourismusentwicklung in Igls haben. In Zeiten, wo 30 Millionen Euro in die Bahn investiert wurden, hat man in Igls die Bettenanzahl dramatisch reduziert. Wir wollen die Bahnen betreiben, aber ob das auch noch so in fünf Jahren ist, will ich jetzt nicht sagen.“

Franz X. Gruber (StR, ÖVP): „Wir werden mit dem Patscherkofel nie ein Geschäft machen – das belegen die Zahlen. Also ist es eine Frage, ob wir uns das leisten wollen. Und wer A sagt, muss auch B sagen. Wir stehen zum Skibetrieb im Winter.“

Uschi Schwarzl (Klubobfrau, Grüne): „Die nächste große Entscheidung wird sein, ob wir die Pendelbahn nur sanieren oder neu bauen wollen. Wir sollten daher den Dampf aus der Diskussion herausnehmen. Zum Denken braucht man Zeit.“

Arno Grünbacher (Klubobmann, SPÖ): „Es kommt heim, was nie weggehört hätte. Der Patscherkofel ist ein Herzensberg – das kann man rational nicht erklären. Wir müssen kaufen, um entscheiden zu können. Das sagt aber nichts darüber, wie das Spiel ausgeht.“

Rudi Federspiel (Klubobmann, Liste Federspiel): „Alles ist sehr plausibel. Für die Stadt fängt der ,Spaßfaktor‘ mit 1. Oktober an. Aber welche Pläne hat die Stadt mit den Patscherkofelbahnen?“

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