Offen denken und überlegen – das fordert lnnsbrucks Bürgermeisterin nicht nur bei der Patscherkofelbahn
Innsbrucks BM Christine Oppitz-Plörer mit Philipp Neuner und Claus Meinert, Krone
Frau Bürgermeisterin, welche politischen Ereignisse waren aus Ihrer Sicht in diesem Jahr die wichtigsten für Innsbruck?
Das waren das Haus der Musik, ein lang gehegter Wunsch aller Kulturschaffenden. Weiters der Ankauf der Sowi-Garage, und alles was mit dem Hausberg Patscherkofel zu tun hat. Und viertens die Bewerbung für den Songcontest. Hier haben alle innerhalb weniger Tage an einem Strang gezogen: Stadt und Land, Tirol-Werbung.
Zuletzt haben Sie Peter Schröcksnadel in die Schranken gewiesen und sehr scharf agiert, sodass dass der der Eindruck entstehen könnte, der Patscherkofel ist schon eine Belastung für die Stadt. Hat sich die Stadt finanziell in eine Sackgasse manövriert?
Der Patscherkofel ist die Leidenschaft und das Herzblut der Innsbrucker. Ist ein Hausberg und wird nie eine solche touristische Bedeutung erlangen, das es für die Einheimischen ein Steuergeld-schonendes Angebot gibt.
[quote]Investition kann nicht erwirtschaftet werden[/quote]
Die Familie Schröcksnadel hat bewiesen, dass der Kofel ein Skiberg ist und Naherholungsgebiet, dass man den Tag mit schwarzer Null betreiben, aber niemals die Investition erwirtschaften kann. Im Sinne von ‚alpin-urban Leben‘ gehört eine ordentliche Bahn hin und das werden wir auch sicherstellen. Wir werden eine Gondelumlaufbahn brauchen. Das ist primärer Fokus, weil die Pendelbahn ausläuft. 2015 werden die Entscheidungen gefällt.
Was passiert dann mit der denkmalgeschützten Talstation in Igls?
Dass der Tourismus in Igls leidet, wenn die Talstation wegkommt, ist ein Trugschluss. Siehe Beispiel Lans: Lans hat nie eine Talstation gehabt und dort haben Gastronomie und Tourismus auch sehr gut floriert.
[quote]Rot Grün gelb mit der ÖVP im Clinch[/quote]
Eine Verlegung an die Römerstraße wird ja auch von vielen Igeln gewünscht. Viele Nachtnutzungen wären möglich: Vom Kindergarten bis hin zum Haus der modernen Kunst, wo wir in Innsbruck immer einen Platz gesucht haben. Auf jeden Fall eine öffentliche Nutzung. Man muss offen denken und überlegen und nicht die Asche anbeten.
Wie geht es Ihnen mit der Koalition mit Grün und Rot?
Gut, wenn ich mir anschauen, was wir alles weiter gebracht haben. Jeder in seinem Ressort ist sehr tüchtig und innovativ unterwegs mit großer Dynamik.
Wenn alles so gut läuft, warum muss dann in letzter Zeit immer öfter die ÖVP als Mehrheitsbeschaffer einspringen?
Das ist die Nabelschau der ÖVP. Wo die ÖVP das letzte Mal sichtbar eingesprungen ist, war im Fall Peerhöf, wo sie außer Schaden nichts angerichtet hat. Aber es ist auch Kennzeichen der Kommunalpolitik, das 90 % der Beschlüsse einstimmig fallen. Wir haben eine Dissensliste mit sechs Punkten von insgesamt 150 Projekten, da kann man nicht im Nachhinein einen Konflikt konstruieren. Mein Eindruck ist: Bei guten Geschichten war und ist die ÖVP gerne mit im Boot.
[quote]Graßmayrkreuzung kommt auch 2015 nicht[/quote]
Warum gelingt es den Grünen seit Jahren, die Untertunnelung der Graßmayrkreuzung zu verhindern?
Dieser Eindruck täuscht. Es fehlen die entsprechenden Straßenbaurechtlichen Voraussetzungen – leider, weil da hängt die ganze Lösung von Wilten dran. Es ist ein langfristiges Projekt. Nächstes Jahr kommen wir in eine Phase mit anderen großen Straßenbauprojekten wie Kranebitter Allee. Diese können nicht parallel mit der Graßmayrkreuzung abgewickelt werden.
Wie ist das Verhältnis zum Land und insbesondere zu LH Günther Platter?
Uns verbindet nicht nur der gemeinsame Geburtstag, sondern auch gleiche Ziele, wo jeder für seine Gebietskörperschaft versucht, das Beste umzusetzen, z.B. Sicherheitzentrum oder Haus der Musik, oder Straßenbahn, die Tarifreform bei Öffis. Ich sehe viele gemeinsam umgesetzte Projekte.
Was sagen Sie zu Gerüchten, dass sie bei Vorwärts Tirol nachher vor mit einer Post die Fäden ziehen?
Dazu gibt es einen schönen Spruch: Manche Dinge sind so falsch, was nicht einmal das Gegenteil war ist!
„Für Innsbruck“ regiert seit 20 Jahren. Warum gab’s keine große Jubiläumsfeier?
Dazu stehe ich. Es braucht keine großen feiern, um erfolgreiche politische Arbeit zu dokumentieren. Eine Festschrift wäre allerdings schon schön gewesen, leider hat das aus zeitlichen Gründen nicht geklappt.
Frau Bürgermeisterin, danke für das Gespräch!