Vor einem Jahr kaufte Innsbruck die Patscherkofelbahn zurück, weil sie Peter Schröcksnadel damals nicht mehr wollte. Nun soll eine neue Bahn gebaut werden – ein umstrittenes Vorhaben
Katharina Mittelstadt, derStandard
Innsbruck – Er gilt als der „Vulkan“ im Süden Innsbrucks – der Patscherkofel mit seiner charakteristischen Antenne ist der legendäre Hausberg der Stadt: Franz Klammer holte dort im Jahr 1976 Olympiagold, so gut wie jeder Innsbrucker hat am Patscherkofel Ski fahren gelernt. Die Zukunft des Berges ist zweifelsfrei eine städtische Herzensangelegenheit.
Seit rund einem Jahr ist das auch wieder der Betrieb der dortigen Pendelbahn. Im Oktober vergangenen Jahres wurde der Deal fixiert: Der langjährige Eigentümer Peter Schröcksnadel, nebenbei Präsident des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV), verkaufte die Anlage damals für 10,7 Millionen Euro an die Stadt – er wollte sie nicht mehr haben, weil sich der Betrieb nicht rentiert.
Die Stadt musste also eine neue Lösung finden. Den Schweizer Tourismusberater Grischconsulta ließ man eine Studie erstellen. Deren Ergebnis: Der Patscherkofel müsse als ganzjähriger Ausflugsberg und – vor allem – als Sommererlebnis positioniert werden. Für den Winter sei bloß ein „mittelfristig reduzierter klassischer Skibetrieb“ mit deutlich niedrigeren „Investitions- und Betriebskosten“ sinnvoll.
Umstrittene neue Bahn
Ob das, was die Stadt nun plant, dem Folge leistet, ist umstritten. Heute, Freitag, soll das Vorhaben in einem Sondergemeinderat beschlossen werden: Die alte Pendelbahn und die kleineren Lifte, die Schröcksnadel bauen ließ, sollen abgerissen werden. Eine neue Umlaufseilbahn soll das gesamte Gebiet versorgen. Darüber hinaus ist eine Rodelbahn geplant, und der dortige Speicherteich, in dem schon jetzt geschwommen wird, obwohl das eigentlich verboten ist, soll adaptiert und die Nutzung erlaubt werden. Kostenpunkt: rund 41 Millionen Euro.
In einigen Punkten wird noch diskutiert werden müssen, gegen das Gesamtprojekt sprechen sich aber nur die freiheitlichen Mandatare aus. „Grob fahrlässiger Blödsinn“ und „wenig Bahn für viel Geld“, schimpfen die Blauen. FPÖ-Klubobmann Winfried Vescoli befürchtet weit höhere Kosten und kritisiert: „Für den neuen Parkplatz müssen mehrere Hektar Land gerodet werden, und all das für ein Skigebiet mit einem Lift.“ Die Freiheitlichen fordern eine Sanierung der alten Pendelbahn.
Bürgerinitiative gestartet
Damit sind sie nicht allein. Im Stadtteil Igls, wo derzeit noch die Talstation liegt, hat sich eine Bürgerinitiative formiert. Es wurden mehrere Hundert Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. „Seilbahnbetreiber, der dortige Golfplatzbesitzer und Baufirmen dominieren den Prozess, nicht die Bedürfnisse der Bürger“, sagt Berthold Schwan, Sprecher der Initiative. „Schröcksnadel wollte einen touristischen Skiberg aus dem Patscherkofel machen und ist daran gescheitert, was die Stadt nun plant, ist ein Millionengrab.“
Dass die Bahn künftig Gewinn abwirft, damit rechnet auch die von der Liste „Für Innsbruck“ der Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer, den Grünen und der SPÖ regierte Stadt Innsbruck nicht. Doch: „Ein weiterer Betrieb der Pendelbahn würde nicht nur bedeuten, dass die restliche teure Liftinfrastruktur erhalten bleibt, es ist auch kaum abzuschätzen, wie lange die 100 Jahre alte Bahn betrieben werden könnte und wie viel die Sanierung kostet – neben den schon bekannten Schäden“, sagt der grüne Gemeinderat Thomas Carli.