Auf dem blauen Areal (IVB) befinden sich Talstation und ein Teil des Parkplatzes der alten Patscherkofel-Pendelbahn, das rote sind Freiflächen im Besitz der Stadt. Beide zusammen will die SPÖ neu verbauen.Foto: SPÖ Innsbruck
Von Manfred Mitterwachauer, TT
Innsbruck, Igls – Die Igler kämpfen für den Verbleib der Patscherkofelbahn-Talstation im Dorfzentrum. Die SPÖ hat andere Pläne. Wie bereits Mitte November exklusiv berichtet, hat sich der Innsbrucker Gemeinderatsklub auf die Talstation-Verlegung der neu zu bauenden Einseilumlaufbahn (als Pendelbahnersatz) zur Römerstraße ausgesprochen. Angela Eberl, rotes Mitglied im Kofel-Beirat, bekräftigte dies gestern erneut.
Wird diese Lösung realisiert, so würden um die bestehende Pendelbahn-Talstation mit einem Schlag knapp 8000 m² Grund (ein Teil des Parkplatzes sowie denkmalgeschütztes Gebäude und Vorplatz) frei. Selbige stehen im Eigentum der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB). Und da will die SPÖ in der heutigen Sitzung des Gemeinderates mit einem – für Igls – brisanten Antrag einhaken. So fordern die Roten, diese IVB-Flächen und die im Umkreis (siehe Bild) in städtischem Eigentum befindlichen Grundstücke (rund 27.200 m²), mit der zu Jahresende abzuschließenden Fortschreibung des Raumordnungskonzeptes als Bauland (Wohnen) auszuweisen. Dreiviertel dieser Gründe sollen darüber hinaus als „Vorbehaltsfläche geförderter Wohnbau“ zweckgewidmet werden.
„Jetzt ist der Punkt da, wo die Stadt Mut zeigen muss, dieses Gebiet zu widmen“, will Sophia Reisecker, stv. SP-Klubobfrau im Innsbrucker Gemeinderat, den Druck auf ihre Regierungskollegen erhöhen. Volle Rückendeckung erhält sie dabei von GR Marie-Luise Pokorny-Reitter, ehemals Wohnungsstadträtin. Sie vermisst sowohl bei der Bürgermeisterfraktion Für Innsbruck als auch bei den Grünen, den vielen Bekenntnissen zum sozialen Wohnbau auch Taten folgen zu lassen. Wie beispielsweise bei den Wohnplänen auf dem ehemaligen Campagnereiter-Areal. Der Bedarf an leistbarem Wohnen sei ungebrochen, verweist Pokorny-Reitter auf rund 2400 Innsbrucker, die derzeit auf eine Stadt-Wohnung warten würden. Und nicht alles sei „nur durch Nachverdichtungen zu machen“.
Auf diesen Igler Flächen könnten laut roten Schätzungen bis zu 300 Wohnungen gebaut werden. Theoretisch also Platz für bis zu 750 neue Bewohner. Derzeit sind in Igls 2373 Menschen mit Hauptwohnsitz, 382 mit Nebenwohnsitz gemeldet. „Natürlich ist klar, dass dann auch die Infrastruktur angepasst werden müsste“, sagt Pokorny-Reitter. Zumal auch nicht alle 300 Wohnungen auf einmal, sondern in Etappen gebaut werden könnten.
Bislang, kritisiert Pokorny-Reitter die eigene Regierungskoalition, habe man „nur“ 270 Sozialwohnungen in Innsbruck neu gebaut. Versprochen seien bis 2018 ganze 2000: „Das werden wir ohnehin nicht erreichen.“ Ungeachtet dessen will die SPÖ das rote Ja zur weiteren Kofel-Zukunft nicht mit der Frage des sozialen Wohnbaus in Igls junktimieren. Beides sei unabhängig voneinander zu sehen, hieß es gestern.
Mit ihrem Antrag wollen FI und Grüne die SPÖ aber im Regen stehen lassen. Von beiden Seiten kommt ein klares Nein zu den Widmungsplänen. „Ich sehe in keinster Weise, dass es für so eine Änderung im Gemeinderat eine Mehrheit gibt“, sagt BM Christine Oppitz-Plörer. Und sie widerspricht der SPÖ energisch. Die Stadt habe sich zwischenzeitlich Grundstücke gesichert, die in Summe das Potenzial für 2000 Wohnungen hätten: „Das wird für die nächsten sechs Jahre reichen.“
Auch Planungsstadtrat Gerhard Fritz (Grüne) widerstrebt der Antrag der Sozialdemokraten. Igls vertrage einfach keine „Riegel“ mit Hunderten von Wohnungen, die Igler Straße sei nicht breit genug und die Linie J schon jetzt restlos ausgelastet. Die Stadtplanung arbeite sehr wohl daran, passende Flächen für den verdichteten und geförderten Wohnbau zu schaffen: „Aber nicht jedes Grundstück ist dafür auch geeignet.“ Dass sozialer Wohnbau aber auch in Igls Platz haben müsse, bejaht Fritz. Und nicht nur einer, der ausschließlich für Igler reserviert sei, sagt Fritz: „Wenn, dann erfolgt die Vergabe nach den städtischen Wartelisten.“
Einen „Wohnpark Igls“, wie es die SPÖ bezeichnet, kanzelte die ÖVP gestern als „Themenverfehlung“ ab. Nicht nur, dass die Ampelkoalition „ein neues Dissenskapitel“ eröffne, so Stadtrat Andreas Wanker, auch gelte es besser andere, ältere Projekte zu forcieren – wie eben jenes in der Reichenauer Campagne.