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Patscherkofelbahnen: Zeitkorsett ist eng geschnürt, TT

Was, wenn sich Stadt Innsbruck und Agrar Igls in Sachen Patscherkofelbahnen-Bau noch länger nicht einig werden? Im schlimmsten Fall ist der Kofel ab 2018 ohne sommerlichen Bahnanschluss.

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Gehen die Lichter der Patscherkofel-Pendelbahn länger aus als erwartet? Werden sich Stadt und Agrar nicht einig, drohen sich die Neubaupläne der Ersatzbahn zu verzögern. Foto: Thomas Böhm/TT

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Von Manfred Mitterwachauer

Innsbruck — Die Innsbrucker Politik hat gestern — wie angekündigt — kollektiv Nein gesagt: vorerst. Nämlich zu einer zentralen Forderung, welche die Agrargemeinschaft „Waldinteressentschaft Igls“ im Zuge des Patscherkofelbahnen-Neubaus an die Stadt gestellt hat.

Wenn sich Stadt und Agrar jedoch nicht in den kommenden Wochen doch noch einigen, dann droht der gesamte bisherige Zeitplan zum bereits beschlossenen Neubau einer Einseilumlaufbahn (EUB) — als Ersatz für Pendelbahn, Olympiaexpress, Panoramabahn und Ochsenalmlift — zu platzen. Und somit auch die geplante Inbetriebnahme der EUB im Winter 2017/18.

Wie eng das Zeitkorsett zur Verwirklichung des 41-Millionen-Euro-Projektes tatsächlich ist, zeigt Patscherkofelbahnen-Geschäftsführer Thomas Scheiber im Gespräch mit der TT auf:

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  1. Architekturwettbewerb: Bereits für kommende Woche ist die Jurysitzung im Architekturwettbewerb für die drei EUB-Stationengebäude (Römerstraße, Mittel- und Bergstation) angesetzt. Dort soll das Siegerprojekt gekürt werden.
  2. Seilbahnrechtliches Behördenverfahren: Bereits vor rund 14 Tagen wurde das seilbahnrechtliche Verfahren im Verkehrsministerium in Wien als zuständige Behörde von Seiten der Patscherkofelbahnen eingeleitet. Dass selbiges initiiert worden sei, obwohl noch zentrale Punkte offen sind, begründet Scheiber einerseits als bei Großprojekten üblich, andererseits mit dem Faktor Zeit. Sowohl die Stationen-Detailplanungen als auch die Frage der Seilbahntechnik seien hierbei wesentliche Verfahrenspunkte. Letztere sei bereits öffentlich ausgeschrieben worden. Ein Ergebnis sollte Anfang April vorliegen.
  3. Naturschutzrechtliches Verfahren: In der kommenden Woche will Scheiber auch das naturschutzrechtliche Verfahren beim Land in die Wege leiten. Diesbezügliche Abstimmungsgespräche mit der Behörde habe es bereits gegeben — notwendige Gutachten (u. a. Geologie, Hydrologie, Vogelkunde) lägen fertig vor.
  4. Grundeigentümer: In beiden Behördenverfahren, sagt Scheiber, sei „die Zustimmung der Grundeigentümer eine Grundvoraussetzung“. Spätestens in den jeweiligen mündlichen Verhandlungen müssten selbige vorgelegt werden. Die Dienstbarkeitsverträge zwischen den Patscherkofelbahnen und den Eigentümern (Agrar Patsch, Agrar Igls, Stift Wilten und Private) seien „im Wesentlichen abgeschlossen“. Die Agrargemeinschaften müssten selbige in ihren Vollversammlungen absegnen lassen. Jene in Patsch sei für Mitte April, die in Igls für Ende März angesetzt. Die Igler haben aber, wie mehrfach berichtet, ihre Zustimmung von einem Ja der Stadt zum so genannten „Igler Polit-Paket“ abhängig gemacht. Jenem Paket, dem der Innsbrucker Stadtsenat gestern in einem Eckpunkt die Zustimmung verweigerte.
  5. Baubescheid: Damit im Herbst 2016 mit den ersten Rodungen für die neue Trasse begonnen werden könne, müsse ein positiver Baubescheid bis Ende Sommer eingelangt sein, skizziert Scheiber. Dann würden im März 2017 die bestehenden Liftanlagen mit Ausnahme der Pendelbahn abgebaut und parallel die EUB neu errichtet werden. Im Sommer 2017 wäre die Pendelbahn noch in Betrieb, 2018 würde auch sie abgetragen. Die EUB würde im Winter 2017/18 starten.
  6. Negativszenario: Kommt kein positiver Baubescheid im Sommer 2016, so Scheiber, droht der Patscherkofel ab 2018 ohne Bahnanbindung im Sommer dazustehen. Dies resultiere daraus, dass die Pendelbahn 2017 einer behördlich vorgeschriebenen Hauptuntersuchung zu unterziehen sei. Dabei wird eine Sanierungspflicht der vier Kabinen (und mehr) erwartet. Die Politik habe bereits deponiert, diese Kosten (über 2 Mio. €) angesichts der Neubaupläne nicht mehr tragen zu wollen. Ohne Sanierung dürfte die Seilbahnbehörde die Anlage aber aller Voraussicht nach nicht mehr für einen Betrieb freigeben. Der Olympiaexpress sei indes nur für den Winter ausgelegt.

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Senat lehnt Paket der Agrar ab

Innsbruck – Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer muss weiterverhandeln. Das war gestern der einhellige Tenor nach der Sitzung des erweiterten Innsbrucker Stadtsenats. Einige Punkte des so genannten „Igler Polit-Pakets“ mit der örtlichen Agrargemeinschaft könne man – als Gegenleistung für die Grundstücks-Zustimmung für den Patscherkofelbahnen-Neubau – akzeptieren: u. a. die Errichtung einer Sportanlage rund um die alte Pendelbahn-Talstation sowie die Sanierung und öffentliche Nutzung des Stationsgebäudes.

Die Forderung der Agrar, nur alle zehn Jahre 25 Sozialwohnungen in Igls zu bauen, sei aber „ein unvertretbarer Einschnitt in den Handlungsspielraum des Gemeinderates“. Grundsätzlich, so der Senat, wolle man aber mit der Agrar handelseins werden. Sie seien „bereit für weitere Gespräche“, sagte gestern Agrar-Obmann Karl Zimmermann. Das Paket sei ohnedies „nicht fertig verhandelt“.

Indes greift der Vorsitzende des gewählten Igler Unterausschusses, Johannes Wiesflecker, die Agrar ob ihrer Forderungen scharf an: „Es kann nicht sein, dass eine so kleine Gruppe die Belange des Stadtteils und darüber hinaus bestimmen will.“ (mami)[/box]